
Nils Lonberg
Von der biologischen Entdeckung bis hin zur translationalen Forschung: Unsere IO-Experten setzen alles daran, die nächste Generation immunonkologischer Therapien zu entwickeln.
Die Immunonkologie weiterentwickeln
Die Entwicklung neuer immunonkologischer Ansätze basiert auf dem Wissen über die Biologie von Krebszellen und das menschliche Immunsystem. Laut Nils Lonberg, Senior Vice President of Oncology Biology Discovery, gibt es drei biologische Mechanismen, die es den Krebszellen ermöglichen, der Erkennung durch das Immunsystem zu entgehen und unkontrolliert zu wachsen:
1. Krebszellen werden vom Immunsystem erkannt – oder auch nicht. Krebszellen besitzen meistens Oberflächenstrukturen (Antigene), die es auf gesunden körpereigenen Zellen nicht gibt. Das Immunsystem erkennt diese Antigene als bösartig und greift sie an. Doch die Krebszellen verteidigen sich, indem sie Strategien entwickeln, um dem Immunsystem zu entkommen. Diese Strategien werden unter dem Begriff „Escape-Mechanismen“ zusammengefasst. Fehlen beispielsweise die spezifischen Antigene auf der Oberfläche der Krebszellen, sind diese für das Immunsystem unsichtbar und können so den Immunzellen entkommen.
2. Die Immunantwort des Körpers gerät aus dem Gleichgewicht. Neben Bakterien, Parasiten, Viren und anderen Krankheitserregern kann das Immunsystem des menschlichen Körpers ebenso Krebszellen identifizieren und ausschalten. Wie bei der Abwehr von Krankheitserregern arbeitet dabei ein Netzwerk unterschiedlicher Zellen, Gewebe und Organe koordiniert zusammen. Ein wichtiger Bestandteil dieses Netzwerks sind die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), zu denen die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und T-Zellen zählen. Ist die Gefahr gebannt, wird die Immunreaktion durch hemmende Mechanismen beendet. Diese Regulation der Immunantwort ist wichtig, damit keine gesunden körpereigenen Zellen angegriffen werden. Krebszellen können dieses Gleichgewicht stören, indem sie die Immunantwort unterdrücken. Unter anderem können Krebszellen bestimmte Stoffe bilden, die als zentrale Schalter an Kontrollstellen die Aktivität des Immunsystems steuern. Werden diese Schalter betätigt, inaktiviert dies die Immunzellen, und der Krebs kann sich im Körper ungestört ausbreiten.
3. Krebszellen verändern sich stetig. Ähnlich wie Bakterien sind auch Krebszellen in der Lage, sich schnell an ihre Umgebung anzupassen, indem sie sich rasch teilen und verändern. Darum können sie von den Immunzellen nicht erkannt und angegriffen werden. Das kann außerdem dazu führen, dass die Krebszellen Resistenzen gegenüber früheren Therapien entwickeln, also nicht mehr auf bisherige Behandlungen ansprechen.
Die komplexe Interaktion zwischen den Krebszellen und dem Immunsystem bietet zahlreiche Ziele für neue immunonkologische Therapien. Wissenschaftler suchen intensiv nach bestimmten Rezeptoren auf der Oberfläche von Immunzellen, die bei den biologischen Mechanismen der Krebsentstehung eine Rolle spielen. Auf diesem Wege identifizieren sie die vielversprechendsten Angriffspunkte. Bristol-Myers Squibb untersucht eine ganze Reihe solcher Ansätze auf unterschiedlichen Ebenen der Forschung.