Drei Dinge, die Hoffnung machen im Kampf gegen Vorhofflimmern
Im Gespräch verrät Dr. Michael Krekler, Medical Director
Cardiovascular bei Bristol Myers Squibb Deutschland, was ihm für die
kommenden Jahre Hoffnung macht.
Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind von Vorhofflimmern betroffen.1 Damit ist es die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung hierzulande.2 Zudem ist laut Schätzungen die Dunkelziffer von Menschen mit unerkanntem und somit unbehandeltem Vorhofflimmern hoch.3,4
Es entsteht, wenn nicht mehr nur die Impulse vom primären Taktgeber,
dem sogenannten Sinusknoten, den Vorhof erregen, sondern andere
Rhythmusgeber hinzukommen. Dadurch ziehen sich die Vorhöfe nicht mehr
rhythmisch zusammen wie zuvor, sondern schlagen chaotisch, bis zu
600-mal in der Minute – sie flimmern.5
Im schlimmsten
Fall mit schwerwiegenden Folgen: „Aufgrund des gestörten Blutflusses
kann es zur Bildung von Blutgerinnseln im Vorhof kommen“, erklärt Dr.
Michael Krekler, Medical Director Cardiovascular bei Bristol Myers
Squibb Deutschland. „Lösen sich diese Gerinnsel, können sie mit dem
Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort zu einem Schlaganfall führen.“
Oft käme die schlechte Nachricht vollkommen unvorbereitet: „Häufig war
den Betroffenen aufgrund fehlender klar erkennbarer Beschwerden im
Vorfeld gar nicht bewusst, dass sie Vorhofflimmern hatten.“ Doch drei
aktuelle Entwicklungen machen ihm Hoffnung für die nächsten Jahre:
1. Aktuelle Forschungsvorhaben
„Obwohl
undiagnostiziertes und unbehandeltes Vorhofflimmern mit einem erhöhten
Schlaganfallrisiko assoziiert ist, hat umgekehrt bisher noch keine
Studie gezeigt, ob ein proaktives Screening auf Vorhofflimmern das
Schlaganfallrisiko im Vergleich zur Standardversorgung reduziert. Hier
besteht also eine entscheidende Datenlücke, die auch von nationalen
Screening-Komitees und Richtlinien erstellenden Gremien bereits
identifiziert wurde. Das Forschungsprojekt GUARD-AF in den USA wird sich
daher mit der Frage befassen, ob die frühere Diagnose von
Vorhofflimmern durch entsprechende Screenings die Schlaganfallrate bei
bisher nicht diagnostizierten Männern und Frauen im Alter von mindestens
70 Jahren beeinflusst – verglichen mit der üblichen Standardversorgung.
Das Projekt hat das Potenzial, sowohl Screening-Richtlinien als auch
die klinische Routinepraxis zu verändern. Zudem nimmt die Studie
mögliche Risiken in den Blick: Die Initiatoren gehen davon aus, dass
basierend auf der intensiveren Diagnosemethode auch öfter
Antikoagulantien zum Einsatz kommen, die potenziell zu Blutungen führen
können. Entsprechend erfasst die Studie auch Blutungen, die mit
Krankenhausaufenthalten verbunden sind, um das Verhältnis zwischen
Nutzen und möglichen Risiken im Zusammenhang mit dem Screening zu
ermitteln. Bei uns in Deutschland laufen aktuell ganz ähnliche
Forschungsprojekte, die sich mit der frühzeitigen Diagnose von
Vorhofflimmern befassen.“
2. Erhöhte Aufmerksamkeit
„Rund
1,8 Millionen Menschen sind hierzulande von Vorhofflimmern betroffen.
Vor allem vor dem Hintergrund einer schnell alternden Gesellschaft ist
anzunehmen, dass diese Zahl in den kommenden Jahren weiter steigt. Daher
haben sich die von Bristol Myers Squibb und Pfizer gegründeten
Initiativen wie Herzstolpern oder die Initiative Schlaganfallvorsorge
zum Ziel gesetzt, über Ursachen sowie Diagnose- und
Behandlungsmöglichkeiten von Vorhofflimmern aufzuklären und das
Bewusstsein für die Erkrankung und deren Folgen wie Schlaganfälle zu
schärfen. Ärzte und Patienten sollten das Thema gleichermaßen auf dem
Schirm haben und wissen, wer ein Risiko hat und aktiv das Gespräch
darüber suchen.“
3. Technologische Innovationen
„Heutzutage
tragen viele von uns nahezu permanent moderne Technologien mit sich–
seien es Smartphones in den Händen und Taschen oder –watches an den
Handgelenken. Viele dieser Geräte können beispielsweise Schlafmuster
erkennen, körperliche Aktivität messen und sogar den Herzrhythmus
überwachen. Daraus ergeben sich auch neue Perspektiven für das
Gesundheitsmanagement: Von der Früherkennung bis zur
Arzt-Patienten-Kommunikation in der Routineversorgung. Ziel muss es
sein, dass auch der Bereich Vorhofflimmern von diesen Technologien
profitiert – ich sehe hier bereits heute schon Möglichkeiten, die in der
Zukunft weiterentwickelt und routinemäßig eingesetzt werden können.“
Referenzen
- Kip et all (2015): Weißbuch Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern.
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (Stand 2016): ESC Pocket Guideline. Management von Vorhofflimmern. 2. Überarbeitete Auflage. Online-Quelle. URL: https://leitlinien.dgk.org/files/2016_PLL_Vorhofflimmern_2Auflage_%c3%bcberarbeitet.pdf, zuletzt abgerufen am 23.07.2018
- Bjorck S, Palaszewski B, Friberg L, Bergfeldt L. Stroke 2013;44:3103–3108.
- Haim M, Hoshen M, Reges O, Rabi Y, Balicer R, Leibowitz M. J. Am Heart Assoc 2015;4:e001486.
- Andreae, Susanne et. al.: „Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen.“ Thieme 2008.