CAR-T-Zelltherapien: Personalisierte Krebsmedizin 2.0  

Vor rund zehn Jahren ging der Name Emily Whitehead erstmals um die Welt. Das damals 7-jährige Mädchen war schwer an einer aggressiven Leukämie erkrankt. Alle verfügbaren Therapien hatten versagt. Die Ärzt:innen hatten das Mädchen schon fast aufgegeben, als sie sich zum Einsatz einer damals noch völlig neuen, experimentellen Behandlung entschlossen - einer CAR-T-Zelltherapie. Dabei wurden Zellen des körpereigenen Immunsystems der Patientin entnommen, außerhalb des Körpers modifiziert und danach wieder eingesetzt, um damit gezielt die Krebszellen anzugreifen. Die Leukämie bildete sich daraufhin zurück und das Mädchen ist seitdem krankheitsfrei.1 Heute führt Emily Whitehead ein Leben wie viele andere gleichaltrige Teenager und CAR-T-Zelltherapien sind als innovativer therapeutischer Ansatz bei bestimmten Formen von Blutkrebs verfügbar, wenn vorangegangene Behandlungen nicht mehr wirksam sind. 

 

Mit innovativen Ansätzen der zunehmenden Therapieresistenz begegnen

Die Überlebensraten bei Blutkrebserkrankungen wie dem Multiplen Myelom oder bestimmten Formen aggressiver Lymphome haben sich in den letzten Jahren mithilfe eines breiten Therapiespektrums signifikant verbessert. Dennoch gibt es weiterhin einen erheblichen Bedarf nach neuen Behandlungsoptionen auf diesen Indikationsfeldern.2,3 Denn häufig kommt es nach initialer Behandlung zu einem Wiederauftreten der Erkrankung.4 So sprechen beispielsweise beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBLC) etwa zwei Drittel der behandelten Patient:innen auf eine zweite Therapie nicht an oder erleiden einen Krankheitsrückfall. Konventionelle Behandlungsoptionen, mit denen der krankheitsfreie Zustand dauerhaft aufrechterhalten werden kann, sind derzeit begrenzt und die Prognosen der Betroffenen in dieser Situation oftmals schlecht.5,6

„Wir arbeiten daran, für Menschen mit Blutkrebserkrankungen neue Perspektiven zu schaffen. Dabei rücken individualisierte Ansätze wie CAR-T-Zelltherapien, die das Immunsystem der Betroffenen im Kampf gegen den Krebs nutzen, zunehmend in den Fokus unserer Forschung. Unser Ziel ist es dabei, einer Chronifizierung bis hin zur potenziellen Heilung dieser schweren Krankheitsbilder immer näher zu kommen“, erklärt Dr. med. Ingo Abraham, Medizinischer Direktor Hämatologie bei Bristol Myers Squibb Deutschland. 

 

CAR-T-Zelltherapie: Individuelle Einmal-Behandlung 

Doch wie funktioniert die CAR-T-Zelltherapie genau? Bei diesem Verfahren werden die T-Zellen des Immunsystems der Betroffenen außerhalb des Körpers modifiziert und mit einem bestimmten Protein ausgestattet, dem sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR). Dieser kann spezifische Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krebszellen erkennen. Nachdem Patient:innen die so angepassten T-Zellen in Form von CAR-T-Zellen per Infusion wieder zurück erhalten haben, können diese die Tumorzellen im Körper zielgerichtet identifizieren und daran binden (Schlüssel-Schloss-Prinzip). Einmal auf diese Weise aktiviert, leitet die CAR-T-Zelle die Zerstörung der Tumorzelle ein. Gleichzeitig vermehren sich die CAR-T-Zellen wie andere Zellen im Körper auch, sodass sie wie ein „lebendes Medikament“ im Körper verbleiben und jederzeit in der Lage sind, entsprechende Krebszellen anzugreifen.7,8 

Bei der Frage, ob Patient:innen für eine CAR-T-Zelltherapie geeignet sind, gelten die behandelnden Fachärzt:innen - in der Regel die niedergelassenen Hämato-Onkolog:innen - als erste Anlaufstelle. Diese können die Betroffenen im entsprechenden Fall an eines der über 20 zertifizierten Behandlungszentren in Deutschland überweisen. Die Patient:innen werden im Zuge der Therapie sorgfältig und engmaschig an den Zentren betreut und dabei auch auf mögliche Nebenwirkungen der Therapie untersucht. Von der Entnahme der T-Zellen bis hin zum Ende der ambulanten Nachbeobachtung vergehen dabei rund zehn Wochen. 

CAR-T-Zellen bieten bei bestimmten Blutkrebserkrankungen, in denen vorangegangene Therapien nicht mehr ausreichend wirksam sind, eine neuartige Behandlungsalternative. Zwar wurden bislang noch vergleichsweise wenige Patient:innen mit einer CAR-T-Zelltherapie behandelt, jedoch zeigte sich im Rahmen von klinischen Studien das Potenzial dieses personalisierten Ansatzes: Teilweise konnte die Therapie zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome und einer dauerhaften Kontrolle der Erkrankung führen.9 Bei bestimmten Patient:innen wurde zudem eine potenziell kurative Wirkung beobachtet. Weitere Informationen zum Wirkprinzip und Ablauf der CAR-T-Zelltherapie finden sich unter: https://www.krebs.de/zelltherapien 

Wie Bristol Myers Squibb die CAR-T-Zelltherapie weiterentwickelt

Als Pionier in der Krebsmedizin, insbesondere im Bereich der Immunonkologie, geht Bristol Myers Squibb auch bei der Entwicklung von personalisierten Zelltherapien den Weg der Innovation konsequent weiter. So verfügt das Unternehmen über ein sehr breites CAR-T-Portfolio. Weltweit wurden im Rahmen klinischer Studien bereits mehr als 1.800 Patient:innen in sechs Indikationen mit einer CAR-T-Zelltherapie des Unternehmens behandelt.10 Bristol Myers Squibb investiert dabei in eine Reihe von Forschungsaktivitäten, um die Einsatzmöglichkeiten der CAR-T-Zelltherapie bei Patient:innen zu untersuchen. „Wir prüfen den Einsatz von Zelltherapien, auch auf Basis neuer therapeutischer Zielmoleküle, in weiteren Indikationen, früheren Therapielinien und als Kombinationstherapien. Darüber hinaus wird auch das Potenzial bei soliden Tumoren erforscht“, so Ingo Abraham. Investiert wird auch in die Optimierung der komplexen Herstellungsprozesse: Aktuell entsteht eine neue Entwicklungs- und Produktionsanlage für CAR-T-Zelltherapien in Leiden (Niederlande), die Ende 2024 mit der neuesten Technologie in Betrieb genommen werden soll.11 Zudem arbeitet das Unternehmen mit dem NEX-TTM-Verfahren bereits an den Herstellungsprozessen der nächsten Generation der Zelltherapie, um die Behandlungszeiträume weiter zu verkürzen - bei gleichzeitig höchsten Standards hinsichtlich der Produktqualität sowie -kontrolle.10

Quellen
1 Tagesspiegel; verfügbar unter: https://www.tagesspiegel.de/wissen/carls-rettende-zellen-fuer-emily-der-lange-weg-zu-einer-neuen-krebstherapie/25016160.html (letzter Zugriff: April 2022). 
2 Bergsagel L. ASCO Educational Book 2014; 199-203.
3 Deutsche Krebsgesellschaft; verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/non-hodgkin-lymphome/erkrankungsverlauf.html (letzter Zugriff: April 2022). 
4 European Society for Medical Oncology; verfügbar unter: https://www.esmo.org/content/download/138233/2546609/file/DE-Multiples-Myelom-Patientenleitlinie.pdf (letzter Zugriff: April 2022).  
5 Crump M, Neelapu SS, Farooq U et al. Blood 2017; 130(16):1800-1808.
6 Raut LS, Chakrabarti PP. South Asian J Can 2014; 3(1):66-70.
7 Hudecek M. Best Practice Onkologie 2019; 14(1-2):20-25.
8 Schüssler-Lenz M, Müller-Berghaus J, Keller-Stanislawski B. Deutsches Ärzteblatt 2018; 115:A1702-A1706.
9 Siegmund-Schultze N. Deutsches Ärzteblatt 2021; 118(33-34):26. 
10 Bristol Myers Squibb; verfügbar unter: https://www.bms.com/life-and-science/science/looking-to-the-future-of-cell-therapy.html (letzter Zugriff: April 2022)
11 Bristol Myers Squibb; verfügbar unter: https://www.bms.com/be/news/news-releases/our-production-facility-in-leiden.html (letzter Zugriff: April 2022).

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